Künstliche Intelligenz (KI) mauserte sich für viele zum alltäglichen Arbeitshelfer. Mitarbeitende nutzen öffentlich zugängliche Applikationen, um Geschäftsaufgaben innert kürzerer Zeit zu lösen. Sie versprechen sich davon Effizienzsteigerungen und arrangieren sich entsprechend gerne mit einem Tool.

Das ist aber nicht immer im Sinne der Arbeitgeber, da so mitunter interne und sensible Informationen in den Clouds der KI-Anbieter landen. Als Folge verbieten viele Firmen ihren Angestellten die Nutzung oder sperren die Seiten – was dazu führen kann, dass Mitarbeitende die Anwendungen kurzerhand mit Firmendaten auf dem Privatcomputer führen.

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Die Finanzbranche

Ein ungünstige Lage – gerade für Firmen, die mit hochsensiblen Daten arbeiten. Eine solche Firma ist die Zürcher Kantonalbank. Sie setzt bereits – wo möglich und sinnvoll – verschiedene Applikationen auf der Basis von KI ein. Sie will aber aus Sicherheitsgründen keine weiteren Informationen dazu nennen. 

Chat GPT selber nutzt die Bank nicht, dafür prüfen sie immer wieder andere Technologien. Zeitgleich schulen sie ihre Mitarbeitenden im Umgang mit sensiblen Daten sowie mögliche Risiken.

Damit keine Schatten-IT aufkommt, sind bei der Zürcher Kantonalbank technische und organisatorische Massnahmen im Einsatz, damit Firmendaten auch nur mit den von der Bank zur Verfügung gestellten IT-Arbeitsmitteln bearbeitet werden können. 

Bei der UBS will man keine Stellung zum Thema nehmen.

Ein Chatbot auf dem Bildschirm eines Smartephones, fotografiert am Dienstag, 24. Januar 2023 in Bern. Mit kuenstlicher Intelligenz koennen ganze Texte erstellt werden. (KEYSTONE/Christian Beutler)
Die ersten Schweizer Banken setzen KI ein

Künstliche Intelligenz verspricht eine höhere Produktivität. Im hiesigen Bankenwesen sind bereits erste KI-Systeme im Einsatz.

Die Pharmabranche

Auf reges Interesse stösst KI in der Pharmabranche. Für Roche sind die jüngsten Fortschritte im Bereich der KI mit den grossen Umwälzungen vergleichbar, die die Elektrizität oder das Internet mit sich brachten.

Intern bildet man bei Roche die Mitarbeitenden aus, um sie KI-fit zu machen. Denn gerade die generative KI sei mit Herausforderungen verbunden, die einen regulatorischen Rahmen für verantwortungsvolle KI erforderlich machten. Das Projekt heisst «Galileo» und soll die hochwertigen KI-Anwendungsfälle bündeln.

Ein Element davon ist der Roche Chat, eine Chat-GPT-ähnliche Architektur, die aber auf einer «sicheren, konformen Umgebung basiert und in naher Zukunft auch Roche-eigene Daten einbeziehen soll.» Gemäss eigenen Angaben verzeichnet der Roche Chat seit Einführung im vierten Quartal 2023 täglich bereits 2500 bis 3000 aktive Nutzerinnen und Nutzer.

Bei Novartis hat KI ebenfalls Einzug in die Geschäftstätigkeit gehalten. Der Aussendienst enthält ins System integrierte Empfehlungen, um die Kundeninteraktion zu verbessern, KI findet Anwendung bei der Vorhersage von Finanzdaten oder auch, um die Nachfrageplanung für Arzneimittel und die Logistik zu verbessern.

Den Mitarbeitenden steht ebenfalls ein internes Chat GPT zur Verfügung. Intern, weil Novartis «grossen Wert auf den Schutz von Privatsphäre und Datenschutz bei der Einführung von künstlicher Intelligenz» legt. Hier setzt Novartis denn auch einen Fokus darauf, dass die internen Lösungen genutzt werden. Andere KI-Tools von «vertrauenswürdigen öffentlichen Websites» schränkt die Firma nicht ein – wobei sie aber jedes bei Novartis implementierte Tool einer Risikobewertung unterzieht.

Die Versicherungsbranche

Ähnlich tönt es auch in der Versicherungsbranche: Die Mobiliar arbeitet schon länger mit dem Mobi-Chat GPT, und die Helvetia hat bereits im Frühjahr 2023 einen auf Chat GPT basierten Endkundenservice eingeführt.

Diese Tools entwickelt Helvetia teilweise selber, nutzt aber auch Produkte von Drittanbietern. Das Ziel der Firma ist, die Nutzung von externen Tools möglichst zu reduzieren. Um die akzeptierten Anwendungen auch flächendeckend einzusetzen, sind Schulungen an allen Standorten obligatorisch, und das Thema KI gehört auch bereits seit längerer Zeit zu den IT-Policies.

Damit die Daten auch auf den Firmenservern bleiben, stellt Helvetia Soft- und Hardwaretools zur Verfügung. Gleichzeitig findet auf den Geräten eine Trennung zwischen privater und geschäftlicher Anwendung statt, ein Kopieren von Helvetia-Informationen via USB-Anschluss auf externe Geräte wird geblockt.

Grosse Herausforderung für KMU

Was die grossen Firmen machen, ist lobenswert und vorbildlich. Doch die Massnahmen bedingen vor allem auch eines: finanzielle Ressourcen. Diese stehen aber gerade kleineren und mittleren Firmen oftmals nicht zur Verfügung.

Die beiden Optionen, die Anwendungen komplett zu verbieten oder aber das Thema gar nicht anzusprechen, sind jedoch nicht die Lösung. Expertinnen und Experten empfehlen, auch bei kleineren Firmen klare Richtlinien zu definieren. Den Mitarbeitenden klarzumachen, welche Folgen das Eingeben ihrer Daten in öffentlich zugängliche KI haben kann, und sie so für die Thematik zu sensibilisieren.

Gleichzeitig sollen auch kleine Firmen Gratis-Tools anschauen – denn wer effizient mit Daten umzugehen lernt, arbeitet schneller, effizienter und kommt im besten Fall gar zu möglichen Wettbewerbsvorteilen. 

Tina Fischer
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