Der Kampf gegen die Plastikverschmutzung ist zu einem globalen Notfall geworden. Die Produktion von Verpackungsabfällen ist so hoch wie nie zuvor, und die weltweiten Recycling-Raten sind nach wie vor niedrig. Fossile Kunststoffe werden allmählich durch recycelte oder biologisch hergestellte Verpackungen ersetzt, aber Bedenken hinsichtlich der Leistung und der Kosten schränken die Akzeptanz bei den Markenherstellern ein. 

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Der Autor

Felix Philipp, Leiter der Forschungsabteilung für Kreislaufwirtschaft, Lombard Odier IM

Um die Plastikmüllkrise wirksam zu bekämpfen, müssen Materialien, die bereits existieren, besser genutzt werden, vor allem durch Wiederverwendung und Wiederbefüllung.

 

Die Rückkehr des modernen Milchmanns

Modelle zur Wiederverwendung und Wiederbefüllung zielen darauf ab, die Menge an Verpackungen zu reduzieren. So kann der Bedarf an neuen Materialien verringert und die Umweltauswirkungen ihrer Herstellung, ihres Transports und ihrer Entsorgung reduziert werden.

Wiederverwendbare Verpackungen sind kein neues Konzept. Früher war der Milchmann eine vertraute Figur, die uns die Milch in Flaschen an die Haustür lieferte. Die leeren Flaschen wurden eingesammelt, sterilisiert und wiederverwendet. Dieses Modell war ein Beispiel für die Grundsätze der Kreislaufwirtschaft, lange bevor der Begriff populär wurde. In den letzten Jahren haben Wiederbefüllungs- und Wiederverwendungsmodelle einen bemerkenswerten Aufschwung erlebt, angetrieben durch ein dynamisches Ökosystem von Projekten, Startups und Kooperationen zwischen Marken und Einzelhändlern. 

Trotz allen Herausforderungen reift die Branche allmählich. Eine Reihe von Erfolgsfaktoren weisen darauf hin, dass in Zukunft ein echter Wandel eintreten wird.

 

Entwicklung nutzerorientierter Lösungen

Es kann schwierig sein, die Menschen dazu zu bewegen, neue Gewohnheiten anzunehmen und sich für wiederverwendbare Lösungen zu entscheiden. Die Lösungen müssen für die Verbraucher attraktiv sein, indem sie Aufgaben erleichtern und Anreize bieten, beispielsweise Echtzeitinformationen oder ein müheloses Pfandsystem.

Es gibt kein Einheitsmodell, sondern die Lösungen müssen auf den jeweiligen Anwendungsfall zugeschnitten sein. So sind etwa Wiederverwendungsmodelle in «geschlossenen Systemen» wie dem Hotel- und Gaststättengewerbe vielversprechend. Nachfülllösungen eignen sich besonders gut für Hygiene- und Pflegeprodukte, insbesondere wenn sie über E-Commerce-Modelle verkauft werden. Einige Unternehmen haben ihr Modell auf Bequemlichkeit ausgerichtet und bieten nachfüllbare Produkte auf Abonnement-Basis an, um neue Gewohnheiten zu fördern und gleichzeitig die Kundenbindung zu stärken. Die Marke 900 Care etwa bietet nachfüllbare Lösungen an und versendet konzentriertes Pulver anstelle von Produkten, die mit 90 Prozent Wasser verdünnt wurden. 

Oft sind auch eine völlig neue Infrastruktur und die Zusammenarbeit vieler Interessengruppen erforderlich, darunter Marken, Einzelhändler und Regulierungsbehörden – von der Sammlung über die Reinigung bis hin zum Vertrieb. Der Schlüssel sind starke Partnerschaften, die komplementäre Fähigkeiten kombinieren.

 

Die Aussichten für Kunststoffe

Unterstützt durch das wachsende Bewusstsein und die veränderten Vorlieben der Verbraucher, das Engagement der Marken und die Unterstützung durch die Behörden sind wir der Meinung, dass Mehrwegverpackungen kurz vor einem Wendepunkt stehen. Die zunehmende Akzeptanz senkt die Kosten. Marken und Einzelhändler beginnen, diese Modelle zu übernehmen, um Nachhaltigkeitsverpflichtungen zu erfüllen, regulatorische Risiken abzusichern und sinnvolle Kundenbeziehungen aufzubauen – wer das nicht tut, riskiert, Vertrauen und Marktanteile zu verlieren. 

Auch den Investoren kommt eine wichtige Rolle zu. Sie können eine wachsende Marktchance nutzen, die Skalierbarkeit und Innovation dieser Modelle beschleunigen und Partnerschaften und Zusammenarbeit fördern. Letztlich bieten Investitionen in die Wiederverwendung eine Chance für Investoren, attraktive finanzielle Renditen zu erzielen und gleichzeitig einen positiven ökologischen Wandel zu unterstützen.